Die Bundestagswahl steht vor der Tür. Viel wird erzählt, viel gefordert, viel
darüber geredet, wer mit wem, gegen was und überhaupt - Steuern rauf oder
runter, Mindestlöhne, ein bisschen Frieden, etwas Überwachungsstaat.
Was so gut wie kein Thema ist: Arbeitslose,
Arbeitssuchende sowie der Weg in Lohn und Brot.
Klar bei nur 3 Millionen Arbeitslosen in der
Statistik.
Wahrscheinlich würde es mich auch nicht
beschäftigen, wäre ich nicht gerade in der Situation eines auslaufenden,
befristeten Vertrages und der Situation Bewerbungen zu schreiben.
„Ach
alles Pillepalle! Du bist Akademiker und wir haben Fachkräftemangel in
Deutschland, da findest du sicher ganz einfach was!“
Stimmt, leider so nicht, denn auch genügend
Akademiker sind entweder völlig atypisch beschäftigt oder ganz arbeitsuchend.
„Dann
hast du halt das Falsche studiert!“
Gilt leider auch nicht. Eben erst erschien
wieder ein Artikel über einen Bio-Ingenieur, der verzweifelt arbeitssuchend
ist.
Das allgemeine Problem ist, man muss im Grunde
mit positivem Denken, Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein ans Bewerben
rangehen. Und doch zieht jede Absage einen wieder ein bisschen runter.
Insbesondere werden keine Gründe genannt für die Ablehnung und „von einer
Nachfrage sei abzusehen, da man aus juristischen Gründen sowieso nichts sagen
dürfe“. So sinkt natürlich etwas das Selbstbewusstsein.
Zusätzlich kann man so viel positiv Denken wie
man will, sieht man eben dennoch das Damokles Schwert über sich hängen,
dass einen trifft, wenn doch der Fall
eintritt und man findet nichts. Arbeitslosigkeit bedeutet ja viel mehr als nur
arbeitssuchend und ansonsten viel Freizeit. Es bedeutet sozialen Abstieg, sich
verabschieden von einem guten Lebensstandard, welchen man sich dann nicht mehr
leisten kann, sich verabschieden von einer festen Beziehung, da in unserer
kapitalistischen Gesellschaft emotionale Verbundenheit auch immer an
finanzielle Leistungsfähigkeit gekoppelt ist, und sich verabschieden von der
Wohnung in der Mittelschichten-Wohngegend, die man sich als Normalverdiener im
Doppelpack locker leisten konnte, aber als arbeitsloser Single eben nicht mehr.
Ist man dann erst mal raus aus der
Berufstätigkeit, wird es erst recht schwer, wieder eine Stelle in ähnlicher
Position zu finden. Aushilfs- und Überbrückungsjobs sind schnell der Punkt in
einem Lebenslauf, der fast noch mehr Fragen aufwirft als das nichts tun.
Fachliche Qualifikation verfällt wenn man sich nicht beruflich in einer Stelle
weiterbilden kann und auf dem Laufenden bleibt.
Und schon steckt man gedanklich in einer
Depression, und schiebt in dunklen Ecken des Gehirns bereits Suizidgedanken für
den absoluten Notfall am Tag X vor sich her.
Vielleicht ist es doch besser, dass es bei der
Wahl an keiner Stelle um dieses Thema geht.
Meine Wahlempfehlungen für den Wahlsonntag:
1.) Nimm ne Jacke mit, kann windig werden.
2.) Vorher besser nochma Pipi!